Die Konsonanten

Die Konsonanten des Frankfurter Dialekts sind denen des Hochdeutschen sehr ähnlich, doch gibt es einige wesentliche Unterschiede. Zunächst werden die Konsonanten des Hochdeutschen und des Frankfurterischen gegenübergestellt [Siebs 1912 S. 59–83; Mangold 2005; Keil 2017, Abb. 33, S. 270]. Die linken Spalten zeigen die Frankfurter Konsonanten in IPA-Lautschrift, die rechten in der einfacheren Umschrift. Links außen ist der Laut an sich aufgeführt: das P, das B, das F usw. Die Frankfurter Lautzeichen sind jeweils mit einer grauen Fläche unterlegt und so in der Grafik hervorgehoben. Man beachte, dass die Konsonanten jeweils stimmhaft und stimmlos sowie stark (Fortis) und schwach (Lenis) auftreten können. So nicht anders angegeben, handelt es sich um den in Rauh (1921a) dokumentierten Lautstand für Frankfurt um 1920 [vgl. auch Keil 2017, S. 268]:

Was fällt auf?

  1. Das Frankfurterische war ein im Wesentlichen stimmloser Dialekt. Alle Verschlusslaute (T, D, B und D) und alle Reibelaute (S, SCH und CH) waren immer stimmlos. Das Hochdeutsche hat hingegen auch stimmhafte Varianten dieser Laute: So ist z. B. das sogenannte weiche S in sagen im Hochdeutschen stimmhaft – das IPA-Lautzeichen ist [z] – und es lautet: [zaːgən]. Der Frankfurter hingegen sprach [sɑːxə], das S war hier stimmlos und wird durch das IPA-Lautzeichen [s] angezeigt. Dieses frankfurterische stimmlose S ist wie das hochdeutsche scharfe S, nur schwächer.
  2. Die Frankfurter Mundart kannte also bei den Verschluss- und Reibelauten keinen Unterschied zwischen stimmhaft und stimmlos, wohl aber einen Gegensatz zwischen starken und schwachen Lauten, zwischen Fortis und Lenis. Der Frankfurter sprach sozusagen ein starkes scharfes S, z. B. in Fass, also: [fas] bzw. [fass] und ein schwaches scharfes S, z. B. in sagen mit [sɑːxə] bzw. [sååchě]. Die Notation bzw. Markierung der Frankfurter stimmlosen Lenis-Zeichen ist in der IPA-Lautschrift kompliziert: Fleischer/Schmid (2006) folgend, wird in dem Diagramm ein Kringel bzw. Punkt am Zeichen (des eigentlich stimmhaften Lauts) gedruckt – diese Zusatzmarkierung wird hier auf der Webseite nur dann wiedergegeben, wenn es sonst zu Verwechslungen kommen könnte. In der einfachen Umschrift fehlen die Unterscheidungen fast vollständig.
  3. Der Frankfurter Dialekt hatte einige Konsonanten mehr als das Hochdeutsche. So gab es einen schwachen F-Laut, der hier mit dem Lautzeichen [ṿ] bzw. [v] markiert wird. Er tauchte z. B. in geworfen auf, das auf Frankfurterisch [gəvɔɐṿə] bzw. [gewoǎvvě] gesprochen wird. Ebenso gab es schwache CH- und SCH-Laute.
  4. Interessant ist das [ȷ] bzw. [ịj], ein sogenannter J-Gleitlaut, der nur zwischen zwei weiteren Vokalen auftrat . Dieser konsonantische Laut ist ein Mittelding zwischen I und J, sozusagen ein schwaches J mit I-Klang, und existiert im Hochdeutschen nicht. In der Frankfurter Stadtmundart lautete bläuen z. B. [ple:ȷə] bzw. [plẹẹịjě] mit genau diesem J-Gleitlaut anstatt des originären G.
  5. In der hochdeutschen Bühnenaussprache nach Siebs (1912) gibt es keine silbischen Konsonanten. Das schwache E, [ə] bzw [ě], wird immer gesprochen, etwa in sagen und Äpfel mit [zaːgən] bzw. [saagěn] und [ɛpfəl] bzw. [äppfěl]. In der deutschen Standardsprache nach Mangold (2005) ist es zulässig, das schwache E zu ‚verschlucken‘ – damit erhält der folgende Konsonant eine ‚silbische‘ Aussprache. Das wird hier in der IPA-Notation mit einem kleinen untergesetzten Punkt angezeigt, also: [zaːgṇ] bzw. [saagn] und [ɛpfḷ] bzw. [äppfl] (in der einfachen Umschrift unterbleibt die explizite silbisch-Markierung). Frankfurterisch hatte oft silbische Aussprache, da unbetontes E im Frankfurter Dialekt oft verschwand. Äpfel waren entsprechend [ɛbḷ] bzw. [äbbl].